Unser neues Mitglied Phillip berichtet uns von seinen Erfahrungen im Frühjahrslager. Nachdem er im letzten Herbst Teilnehmer des Anfängerlehrgangs war, beginnt nun seine erste Saison als Akaflieg-Anwärter:
Obwohl ich voll Bock auf zwei Wochen Kammermark hatte, hab ich mal wieder auf den letzten Drücker gepackt. Es ist ganz schön viel geworden; das Saxophon muss schließlich auch mit. Im Vereins-Zafira wärs eng geworden. Zum Glück sind noch andere mit ihrem Privatwagen hingefahren, so dass ich mein Gepäck anderswo unterbringen konnte. Aber auch so war es in der Mitte der Mittelbank schön kuschelig. Im Büro gab es noch Dosenfutter, was dann im Auto kalt gegessen wurde.
Die erste Nacht in Kammermark war vor allem eins: bitterkalt. Mit Pullover und Jogginghose im Schlafsack gings aber. Am nächsten Tag früh raus, Frühstück, Briefing und dann die Flugzeuge aushallen. Die ersten Flüge sind noch etwas ungewohnt, da ich das letzte mal im September beim Hertellehrgang geflogen bin. Aber schnell ist die Anspannung verflogen und selbst eine Fehlentscheidung bei einer Seilrissübung und Kritik vom Fluglehrer können der guten Laune nichts anhaben.
Nach einigen Tagen darf ich dann sogar schon ein paar Alleinflüge machen. Welche Freiheit, da oben zu machen was ich will! Und niemand ist da, der von hinten Kommentare über den schiefen Faden oder die überhöhte Geschwindigkeit machen könnte. Und als ich per Zufall meinen Kreis in steigenden Luftmassen drehe, kann ich vor Freude rumgrölen so viel ich will. Etwas später machte ich dann meinen absolut besten Flug (bis jetzt): Die Termik war super, mein Fluglehrer zeigte mir, wie man etwas länger in der Luft bleibt. Zum ersten Mal fliege ich über der kleinen Stadt Pritzwalk und das ist echt beeindruckend. Dann überfliegen wir Kuhbier und weitere Dörfer mit komischem Namen. Zwischendurch werde ich gefragt, wo denn unser Flugplatz ist. Natürlich habe ich keinen blassen Schimmer. Mit den Anweisungen meines Fluglehrers kommen wir nach über einer Stunde wieder zurück nach Kammermark.
In der ersten Woche kommen noch weitere neue Akaflieg-Mitglieder dazu. Es ist schön zu sehen, wie sie die selben tollen ersten Erfahrungen machen, die ich Jahr im Hertel-Lehrgang erlebte. Außerdem bekommen wir Idaflieg-Besuch aus Hannover, der eine ASW 15 mitbringt. Mit der legen sie prompt eine Außenlandung hin.
Auch außerhalb des Flugbetriebs gibt es einiges zu tun: Beim Kochen habe ich herausgefunden, dass der Ofen mehrere Stunden braucht um die ungewohnt große Menge an Essen warm zu bekommen. In der Werkstatt konnte ich an der Winde schrauben oder Vorseile basteln. Morgens gehe ich durch die schöne Natur joggen, mal allein, mal mit Anderen. Abends spielen wir vor dem Kamin „Halt mal kurz“. Desweiteren hatten wir sehr viel Spaß mit einem ganzen Sack Kartoffeln.
Das Wetter ist fast durchgehend großartig. Bis auf einen Regentag können wir an jedem Tag fliegen. Mittlerweile habe ich auch eine Pitty-Einweisung bekommen und kann Flugzeuge zum Start ziehen und mit einem erfahrenen Begleiter Windenseile ausziehen. Ich habe in weniger als zwei Wochen über 50 Starts gemacht. Im Twin fühle ich mich inzwischen super wohl und so gelingen mir auch etwas längere Alleinflüge. Besonders schön war ein 20min Flug, bei dem ich unter anderem zusammen mit der B12 gekreist bin.
Als ich glaube, es kann nicht besser werden, werde ich vom Fluglehrer gebeten, mich mit dem Flughandbuch eines der beiden Einsitzer vertraut zu machen. Am nächsten Tag ist es soweit: Mein erster Flug in einem Einsitzer. Irgendwie bin ich aufgeregter als bei meinem ersten Alleinflug. Der Start verläuft gut und oben mache ich ein paar vorsichtige Kurven. Wie vorhergesagt gebe ich erst einmal viel zu viel Seitenruder. Auch die Geschwindigkeit ist etwas zu hoch, da ich an das Horizontbild und an so wenig Fahrtgeräusche nicht gewohnt bin. Bei der Landung fahre ich die Bremsklappen zu wenig aus, sodass ich mehrere Hüpfer mache, bis ich schließlich ausrolle und stehen bleibe. Natürlich bin ich viel zu lang gelandet, da ich diesen komischen Bremshebel am Knüppel nicht gewohnt bin. Doch all das ist völlig egal, ich freu mich einfach nur riesig, als ich das Flugzeug an der Flügelspitze zum Start zurückführe. Was für ein Abschluss meines ersten Frühjahrslagers! Und ein Wahnsinns-Start in meine erste Flugsaison als Akaflieg-Anwärter.