Drei Wochen wissenschaftliches Fliegerlager; Hier wird ausgewertet, gefrickelt, gezachert. Jedes Jahr bringt die Interessensgemeinschaft deutscher Akademischer Fliegergruppen (idaflieg) Akaflieger:innen aus zehn deutschen Städten an einem Ort zusammen. Die kurze Anreise nach Stendal lockte wieder viele unserer Mitglieder in den Zug, inklusive Sondermessprojekten, Zacherpilot:innen, Bergfesttourist:innen und neugierigen Gästen.
Beim Sommertreffen haben Studierende die Möglichkeit, ihre Sondermessprojekte (SMPs) zu erproben und weiterzuentwickeln; Der Flugbetrieb innerhalb der Woche dient dazu, Messungen und Experimente in der Luft durchzuführen. In der Werkstatt können auftretende Probleme dann spontan gelöst werden. Und gleich nebenan findet man eine Gruppe, die mit Datenauswertung oder ähnlichen beschäftigt ist. Die Projektergebnisse sind oft Teil der Abschlussarbeiten angehender Ingeneur:innen. Dabei stehen die Idaflieger:innen sich mit Rat und Tat zur Seite. Der Austausch zwischen den Akafliegs ist einer der wertvollsten Aspekte der idaflieg-Veranstaltungen; Über das Sommertreffen hinaus entstehen hier enge Kontakte und langwierige Freundschaften. Neun Akafliegs sind mit der Akaflieg Berlin im Dachverband idaflieg:
Die Flugerprobung der B12 hat dieses Jahr große Fortschritte gemacht und bringt uns der Zulassung einen großen Schritt näher. Das Team der piezoelektrische Fahrtmessung führte statische und dynamische Flugversuche durch, während unsere Flugschüler:innen sich aktiv an der Lärmmessung von Segelflugzeugcockpits beteiligten. Für eine digitale ESA-Systems 7-Lochsonde wurden erste Aufbauten am Discus-2c DLR erprobt. Außerdem wurde fleißig gezachert!
Zachern und Flugleistungsvermessung
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützt das Sommertreffen und führt Flugleistunsgvermessung mit idaflieg-Pilot:innen durch. Dabei werden Geschwindigkeitspolare und Gleitleistung von Segelflugzeugen mittels Vergleichsflugverfahren bestimmt. Das Referenzflugzeug ist der Discus-2c DLR, der „heilige Discus“ des deutschen Forschungsinstitutes. Die Flugleistungsvermessung startet vor Sonnenaufgang.
Den Tag über wird dann das ingenieurhafte Fliegen praktiziert, das Zachern, um die Eigenschaften verschiedener Segelflugzeuge qualitativ zu erfassen. Die Pilot:innen messen und beschreiben gleichzeitig das Flugverhalten, während sie präzise, kontrollierte Steuereingaben tätigen. Ziel ist es, reproduzierbare Ergebnisse zu generieren, um sie in die Datenbank der gezacherten Flugzeuge aufzunehmen.
Piezoelektrische Fahrtmessung
Wieder in der Luft! Auf dem Sommertreffen flogen Johanna „Jo“ Haug und Oisín „Uschi“ Smith mit der piezoelektrischen Fahrtmessung über Stendal. Unser Twin II mit Messhandschuh führte statische sowie dynamische Messung durch; Zuerst wurden konstante Geschwindigkeiten mit variierendem Schiebewinkel gehalten. Für die dynamischen Versuche wurden sinusförmige Beschleunigungen durchgeführt, der Schiebewinkel bis in den Anschlag gezwungen und beidseitig der Slip untersucht.
Als Referenz zu der piezoelektrischen Fahrtmessung sammelte die selbstgebaute Messsonde mit Prandtl-Rohr sowie Anstellwinkel- und Schiebewinkelfähnchen von Felix „Over“ Fritzsche zusätzlich Daten. Die Untersuchung soll zeigen, wie sich die Winkel auf die beiden Fahrtmessersysteme auswirken.
B12 Flugerprobung
Felix „Blaumann“ Naumann und unsere frisch eingewiesene B12-Pilotin Mathilde „~y“ Fontaine erzielten große Fortschritte für die B12-Zulassung. Es wurde Überziehverhalten in verschiedenen Wölbklappenstellungen, Richtungs- und Querstabilität sowie die dynamische Längsstabilität im Flug erprobt. Außerdem wurden die Ruderkräfte gemessen.
Die Erfahrungen, die im Flugzeugschlepp gemacht wurden, werden nun in einem neuen Handbuchteil festgehalten. Wir stehen schon mit dem LBA im Kontakt und sind zuversichtlich, dass dieses Sommertreffen uns der Zulassung ein ganzes Stück näher gebracht hat.
digitale ESA-Systems 7-Lochsonde
Die Erprobung der 7-Lochsonde von ESA-Systems befindet sich in den Startlöchern; Um die Messsensorik zu testen, wurde dieses Sommertreffen eine Sensorplatine mit der Messeinheit des Discus-2c DLR verbunden. Diese zeichnet Druckwerte während des Fluges auf. Da der Discus im Nasenmast ebenfalls über Drucksensoren verfügt, dient diese als Vergleichsbasis der Sonde. So kann in der Auswertung die Genauigkeit der 7-Lochsonde ermittelt werden und eventuell auftretende Probleme lokalisiert werden. Dabei spielen die genutzten Sensoren, die Sondenform und -position entscheidende Rollen.
Zwei Bachelorarbeiten werden gerade in der Akaflieg Berlin zu dem Projekt verfasst; Der Messsensorik widmet sich Lea „Schülea“ Schwalb, während Max „Bruzzzler“ Stüdemann an der Sondenform arbeitet.
Lärmmessung (Schülermessprojekt)
Lärm ist nichts, was man mit Segelflugzeugen in Verbindung bringt, doch im Cockpit kann es lauter werden als man denkt: Je höher die geflogene Geschwindigkeit, umso lauter ist es im Cockpit. Dazu werden seit einigen Jahren Lautstärkemessungen auf dem idaflieg Sommertreffen durchgeführt.
Das Projekt wird jährlich an die neue Generation Flugschüler:innen weitergereicht und ist auch als Vorausbildung für das ingenieurhafte Fliegen gedacht. Dieses Jahr nahmen unsere Mitglieder Nils Jordan und Helene „Birne“ Kluge das Steuer in die Hand. Das Ziel besteht darin, langfristig Flugzeugdaten zu sammeln und zu vergleichen, ähnlich wie beim Zachern. Dieses Jahr wurden Twin I, ASK21, unser Twin II „CF“ mit und ohne Canards, die B12 und viele weitere Doppel- und Einsitzer vermessen, u.a. auch der Motorsegler D-39.
Das sind nur die Projekte der Akaflieg Berlin! Die Sondermessprojekte der anderen neun Akafliegs findet ihr u.a. auf der idaflieg Website. Schaut auch mal auf Instagram vorbei!